Von versierten Schraubern, einem alten englischen Landhaus und zu viel Phantasie

Der Tag begann mit einem kritischer Blick durchs Fenster. Jetzt sind wir schon 4 Tage in England unterwegs, und es hat noch an keinem Tag geregnet. Eigentlich müßte sich unser Vorurteil über das englische Wetter langsam mal bestätigen. Aber auch heute regnete es nicht. Dabei war es morgens kühl und der Himmel bewölkt. Im Laufe des Tages kam der blaue Himmel zum Vorschein und so blieb es bis zum Abend. Wärmer wurde es auch. Also bestes Wetter für einen langen Tag auf dem Rad.

Nach dem mittlerweile zur Gewohnheit gewordenem Full English Breakfast ging es in zwei Gruppen los. Auf die ambitionierten Sportler wartete eine 138 km lange Tour mit ca. 2.000 Höhenmetern. Die etwas ruhigere Truppe hatte sich eine Strecke mit knapp 100 km und 1.300 Höhenmetern ausgesucht. Das Auto fuhren heute Ottmar Ulrich-Neuhaus und Harald Stengl. Ottmar notgedrungen, war doch gestern an seinem Fahrrad der Freilauf der Hinterradnarbe kaputt gegangen. Dazu später mehr.

Der Track führte uns heute zunächst hinaus aus der städtisch geprägten Umgebung von Manchester in die Ausläufer des Peak District. Von dort gelangten wir in die Yorkshire Dales, eine sanft geschwungene, hügelige Landschaft mit zumeist unbewaldeten Hochflächen mit Weidewirtschaft und Heide, von Steinwällen umgebenen Wiesen  und Dörfern mit den typischen, aus hellem Kalkstein gemauerten Häusern. Ab und zu sieht man an einem Hang ein herrschaftlichen Anwesen, umgeben von einem Park. Die Menschen auf dem Land pflegen ihre Häuser und Gärten. Davon zeugen der akkurat geschnittene Rasen und die Blumenrabatte in den Vorgärten. Dabei darf man sich von der Beschreibung „sanft geschwungen“ nicht täuschen lassen. Es gibt hier Anstiege, die es wirklich in sich haben. Nicht sehr lang, aber hammersteil. Wenn dann noch eine Passage Kopfsteinpflaster hinzu kommt, wird es hart!

Eine tolle Landschaft!

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Fred hatte gestern Abend im Internet einen Fahrradladen in Manchester gefunden, der einen vielversprechenden Eindruck machte. Ottmar und Harald nutzten die Zeit bis zur Mittagspause, um nach Manchester hinein zu fahren. Vielleicht würde Ottmar ja seinen Freilauf repariert bekommen oder zumindest Ersatz kaufen können. Freds Einschätzung war goldrichtig. Der Laden wurde von zwei Fahrradmechanikern geführt, die sich bestens auskannten. Kaum hatte der eine einen Blick auf das Hinterrad mit dem defekten Freilauf geworfen, zog er eine Schublade auf und holte das Ersatzteil heraus. Mit 7,49 Pfund auch nicht mal besonders teuer.

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Am Ende der heutigen Etappe erreichten wir unsere Unterkunft, den Landsitz Falcon Manor in Settle. Das Anwesen wurde in seiner heutigen Form 1841 errichtet. Seit 2014 dient es als Hotel. Die Großmütter des ersten Eigentümers, eines anglikanischen Priesters,  hatten es gebaut und ihrem Enkel geschenkt. Sie hatten auch den Kirchbau im Dorf finanziert, unter der Bedingung, daß ihr Enkel dort Pfarrer wird. Wurde er dann auch. Von außen und innen ist das Anwesen in altem Stil restauriert. Ein Fußboden aus groben Steinquadern, ein mächtiger Kamin in der Eingangshalle, das Treppenhaus oben mit einem Glasdach und mit zwei Treppen, die an den Seiten in die oberen Gemächer führen und eine Terrasse mit Blick auf die Hügel der Umgebung. Dunkle, geschnitzte Holzvertäfelung und dunkelrot gestrichene Wände. Sicher gibt es hier geheime Gänge und verborgene Türen. Vielleicht spukt auch der Geist des alten Pfarrers im Haus…..

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Kaum zu glauben, heute war die vorletzte Etappe. Morgen geht es nach Lytham St. Annes. Bericht folgt!

(Bericht: Dirk Pohl)

 

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